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Café Alerta – das Antifamagazin

Das Thema heute ist der Jugendprotest, der in den vergangenen Wochen viel Medienpräsenz hatte. Da gibt es beispielsweise fridaysforfuture. Oder die Ida Ehre Schule in Hamburg, in der SchülerInnen ihre Schule antifaschistisch mitgestalten wollten, was der AfD und der Schulbehörde bitter aufstieß, dann aber auch viele Solidaritätsbekundungen von anderen Schulen provozierte.

In dieser Sendung nähern wir uns dem Thema von einer anderen Seite, nämlich über die Forschung; die letzten zwei Jahre lief nämlich u.a. in Neumünster ein EU-Projekt mit dem Titel PROMISE.

… ist ein Verbundforschungsprojekt, das sich mit der Rolle junger Menschen bei der Gestaltung der Gesellschaft beschäftigt, wobei der Schwerpunkt auf Jugendlichen liegt, die im Konflikt mit Autoritäten stehen. Koordiniert wird es von der University of Manchester, Centre for Criminology and Criminal Justice.

In unserer Sendung fasst der Wissenschaftler Eckart Müller-Bachmann den Zweck zusammen. Er wertete mit einer Kollegin die Interviewdaten eines Clusters, also eines Themenfeldes, aus. In Neumünster gehörten Aktivist*innen der Antifaschistischen Aktion zu den erforschten Jugendlichen. Müller-Bachmann und seine Teamerin Iris Dähnke schildern, wie die gesellschaftliche Reaktion auf derart engagierte Gruppen oftmals aussieht.

Eine Erklärung dafür, dass linke Jugendgruppen dennoch so einen schlechten Ruf haben, könnte an ihrer oft kompromisslosen und daher auch unbequemen Kritik der Gesellschaft liegen. Die ForscherInnen sind bei der Untersuchung dieser Jugendgruppen zu einem insgesamt positiven Urteil gekommen.

Das Ergebnis ihrer Untersuchung haben Müller-Bachmann und seine Teamerin Iris Dähnke auch in einem Bericht veröffentlicht: einsehbar u.a. auf dem Blog des Workshop-Wochenendes, das am 5./6.4. in der AJZ Neumünster stattgefunden hat und wo die beiden die Studie vorgestellt haben: wochenende.blogsport.eu

Ergänzend dazu haben wir Nick Emler von der University of Surrey zur Militanzdebatte befragt. Es gab dabei einen interessanten Punkt. Emler hat den volkswirtschaftlichen Schaden von Jugendkriminalität untersucht und kommt zum Schluss, dass echten Schaden nur derjenige verursachen kann, der an den Schaltstellen der Macht sitzt, da benennt er eben Politiker*innen und Unternehmensführungen.

Anthropologin Sandra Wallmann vertritt die These, dass die Stigmatisierung von Jugendlichen, die sich als Opposition verstehen, die mit Vorurteilen beladen werden, in manchen Fällen sogar als Ansporn dienen kann, um diese Jugendgruppen noch enger zusammenzuschweißen.

Das Reizvolle an dem Ausflug nach Manchester war neben den theoretischen Diskussionen vor allem der direkte Austausch mit den jungen Aktivist*innen aus anderen Ländern, z.B. mit der NO TAV-Bewegung aus Italien.

Insgesamt können wir festhalten, dass es europaweit viele Jugendliche gibt, die sich engagieren, die den gesellschaftlichen Fortschritt vorantreiben wollen, dafür aber auch immer wieder angefeindet werden. Vielleicht kann ja bei einigen von den älteren HörerInnen die Studie und diese Sendung dazu beitragen, die von Müller-Bachmann angesprochenen Scheuklappen abzulegen und sich auch mal vorurteilsfrei mit der Arbeit von autonomen Gruppen zu beschäftigen.

Anm. der Redaktion:
Die Musik haben wir für diese Audiothek-Version herausschneiden müssen. Im Internet-Stream lief die folgende Playlist:

The Offspring – The kids aren‘t allright
Neonschwarz – Kinder aus Asbest
Billy Talent – Red Flag
Los Fastidios – Kids are ready
T-Rex – Children of the revolution
Black Lips – Bad Kids



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