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nationalsozialismus

FLECKENKIEKER

FLECKENHÖRER vom 02.10.2023

Moin zum Fleckenhörer am 2. Oktober! Oktober schon. Heute am 2. Oktober wäre der US-amerikanische Rapper Proof 50 Jahre alt geworden. Der Gründer und Mitglied der Hip-Hop-Crew D12 wurde am Morgen des 11. April 2006 beim Verlassen eines Detroiter Nachtclubs von zwei Kugeln in den Kopf und zwei Kugeln in die Brust getroffen. Er starb auf dem Weg ins Krankenhaus. Im Magazin gibt es ein Lied zum Gedenken an Proof.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hat binnen weniger Tage die zweite rechtsextremistische Vereinigung verboten. Einsatzkräfte der Polizei durchsuchten letzte Woche 26 Wohnungen von 39 Mitgliedern sowie Räume des Vereins “Die Artgemeinschaft – Germanische Glaubens-Gemeinschaft wesensgemäßer Lebensgestaltung” in zwölf Bundesländern, darunter auch Schleswig-Holstein. Am frühen Morgen wurde auch in Meddewade bei Bad Oldesloe im Kreis Stormarn ein Haus der rechten Organisation durchsucht. Etwa zehn Beamte seien dort angerückt und fanden auch entsprechendes Material. Die CDU-Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack verkündete am Nachmittag, dass dort Nazi-Devotionalien gefunden wurden. Das Beweismaterial sei kartonweise aus dem Haus getragen worden. Auf einem Bild, dass die Lübecker Nachrichten machen konnten, ist ein junger blonder kurzhaariger Mann zu sehen, der eine Art rechtsextreme Tracht trägt: eine kurze Zimmermannshose mit Koppelschloss und ein bis oben zugeknöpftes Hemd. Vor dem Haus steht ein dunkler VW Passat mit Plöner Kennzeichen. Die Bundesinnenministrin beschrieb die “Artgemeinschaft” als “sektenartige, zutiefst rassistische und antisemitische Vereinigung”. Das Verbot sei ein “weiterer harter Schlag gegen den Rechtsextremismus und gegen die geistigen Brandstifter, die bis heute NS-Ideologien verbreiten.” Die Ministerin sagte: “Wir werden den Rechtsextremismus noch weiter scharf im Blick haben.” Wir auch.

Themen:
+++ “Last Call” für einen der 295 freien Ausbildungsplätze in Neumünster
+++ Klimaflecken 2023: O-Töne der Veranstaltung
+++ “Veranstaltungen zur (Nach-)Geschichte des Nationalsozialismus”, 10.10.23, 12.10.23, 28.10.23, verschiedene Orte

Gedenken an Alice Spitz in würdigem Rahmen – alle Reden hier zum Nachhören

Aus Anlass der Straßenbenennung und der Platzierung eines Informationsschildes lud die Stadt Neumünster
am 9. Juni 2023, 11.00 Uhr, zu einem öffentlichen Termin des Gedenkens an der Alice-Spitz-Straße ein. Zur Orientierung: Die Alice-Spitz-Straße befindet sich auf dem ehemaligen Gelände der Fa. Stock-Guss an der Rendsburger Straße. Wir dokumentieren hier die Reden von Oberbürgermeister Tobias Bergmann (auf Englisch), Heide Winkler (Englisch und Deutsch) sowie Sammy Szpic (Französisch, Englisch und Deutsch).

FLECKENKIEKER

FLECKENKIEKER vom 13.02.2023

Willkommen zum Fleckenkieker am 13. Februar! Der 13. Februar steht im Kalender der kuriosen Feiertage aus aller Welt ganz im Zeichen des Radios. Zumindest wenn es nach der UNESCO geht, die dieses Datum 2012 zum jährlichen Welttag des Radios (engl. World Radio Day) erklärt hat. Grund genug, die Geschichte dieses Anlasses etwas näher zu beleuchten. Die UNESCO möchte mit dem heutigen Aktionstag die gesellschaftliche Rolle und Bedeutung des öffentlichen Rundfunks hervorheben. Dementsprechend soll der World Radio Day auch dazu genutzt werden, die internationale Zusammenarbeit zwischen den Radiostationen zu verbessern und den Zugang zu Informationen über Funk in den Mittelpunkt zu stellen. Die UNESCO hat den Weltradiotag auch unter ein jährlich wechselndes, leitmotivisches Motto gestellt. Unter dem Motto »Radio und Frieden« (engl. Radio and Peace) hebt die UNESCO in diesem Jahr das unabhängige Radio als eine Säule der Konfliktprävention und der Friedenskonsolidierung hervor. Well done, UNESCO! In diesem Sinne möchte ich auf unsere Sendung „Lieder mit Botschaft“ hinweisen, die am Sonntag den 19. Februar um 15 Uhr ausgestrahlt wird. Dort wird eine Auswahl der schönsten Antikriegslieder zu hören sein. Also schon jetzt vormerken!

Themen heute:
+++ Polit-Talk.TV: Jugendliche aus NMS interviewen Spahn, Esken, Hofreiter, Gysi und viele andere prominente Politiker*innen
+++ Kriminalisierung von Geflüchteten erreicht neue Eskalationsstufe: Junge Frau muss sich in Griechenland wegen versuchtem Selbstmord vor Gericht verantworten
+++ Veranstaltungshinweis: Die Schleswig-Holsteinische Landeskirche im Nationalsozialismus
+++ Veranstaltungshinweis: Bündnis „Preise runter! Die Reichen zur Kasse“ berichtet aus sozialen Kämpfen

Interview mit einer Zeitzeugin, die mit dem “Bürokrat des Tötens” Herbert Hagen zwei Jahre zusammengearbeitet hat

Der gebürtige Neumünsteraner Herbert Hagen war einer der Hauptverantwortlichen der Deportation von Juden aus Frankreich. Der Bürokrat des Tötens, dessen Geburtshaus sich in der Klosterstraße befand, wurde 1980 wegen Beihilfe zum Mord in 70.790 Fällen verurteilt. Seine Strafe musste er nur teilweise absitzen.

Franziska*, mit der ich heute spreche, ist im Mai 99 Jahre alt geworden. Sie ist in Duisburg-Hamborn geboren und auch dort aufgewachsen. Sie​​ lebt in einem Seniorenheim nicht weit von Duisburg-Hamborn. Ihr Gedächtnis ist erstaunlich klar. Nach den Angaben einer Kontaktperson zu Franziska stammten sie und ihr verstorbener Mann aus traditionell katholischen Familien und hatten mit den Nazis nichts am Hut. Nach dem Krieg hat sie an verschiedenen Orten für die britische RDR Division (Reparations, Deliveries and Restitution Division) gearbeitet. Ihr damaliger Chef bei RDR Division war Herbert Hagen, zuvor SS-Obersturmbannführer und Chef von Adolf Eichmann.

Ein Wort zur Gedenkstättenlandschaft in Schleswig-Holstein

In vielen Regionen Deutschlands findet derzeit ein Umbruch in der Gedenkstättenarbeit statt. Ich habe mit Dr. Harald Schmid von der Bürgerstiftung Schleswig-Holsteinische Gedenkstätten gesprochen. Die Stiftung hat einen neuen Gedenkstätten-Wegweiser publiziert. Wer kennt schon das KZ Kuhlen, welches das nationalsozialistische Regime in der Nähe von Rickling auf kirchlichem Grund ein Konzentrationslager einrichten ließ, um darin politische Gegner*innen aus KPD und SPD zu inhaftieren? Das  dürfte insbesondere den jungen Schleswig-Holsteinerinnen und Schleswig-Holsteinern nicht viel sagen. Aus den „Ricklinger Anstalten“ wurden Ende 1941 162 weibliche Opfer der sog. „Euthanasie“ in Tod geschickt. All dies erfährt man in dem neuen Gedenkstätten-Wegweiser.

Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus

Am 27. Januar kam nicht nur das Coronavirus vor einem Jahr nach Deutschland, sondern es war der Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus. Aus der Rede des Präsidenten des schleswig-holsteinischen Landtags Klaus Schlie hören wir einen Ausschnitt und dazu einen Kommentar.

Der Trend geht zur Ablehnung von Straßenumbenennungen

Die Stadt Neumünster hat 2018 eine Kommission berufen, die einheitliche Entscheidungskriterien für den Umgang mit NS-belasteten Straßennamen in Neumünster entwickeln und gegebenenfalls Empfehlungen zu möglichen Umbenennungen aussprechen sollte. Dem voraus ging ein Antrag des Ratsherrn Jonny Griese von der Partei DIE LINKE im Februar 2017, der die Umbenennung der Agnes-Miegel-Straße in Neumünster-Brachenfeld forderte, nachdem Proteste der Antifaschistischen Aktion auf den unrühmlichen Straßennamen hinwiesen. Vorgestern traf sich die Kommission das letzte Mal und verabschiedete – so ein Kommissionsmitglied – nach langer Diskussion eine gemeinsame Position. Wir dokumentieren und kommentieren diese.

Gerettet, aber nicht befreit – Überlebende der Shoah in Schleswig-Holstein

Wer den Holocaust überlebte und in Schleswig-Holstein blieb, der musste kämpfen. Kämpfen um das tägliche Überleben, kämpfen um ‚Wiedergutmachung‘, kämpfen gegen den überall offen zu Tage tretenden Alltagsantisemitismus und kämpfen mit den Nationalsozialisten, die während der Nachkriegszeit in Schleswig-Holstein überall freundlich wieder integriert werden. Wir haben an der Führung durch die Sonderausstellung “Gerettet, aber nicht befreit” am Jüdischen Museum Rendsburg teilgenommen und mit der Historikerin Annette Mörke gesprochen.

8. Mai 2020 – Tag der Befreiung

Das Freie Radio Neumünster war bei der Gedenkveranstaltung dabei, die bereits gestern am 7. Mai im Friedenshain im Junglöwweg stattgefunden hat. In kleiner Runde legte der ver.di-Bezirk Südholstein zusammen mit dem DGB, der VVN-BdA und dem Friedensforum Neumünster einen Kranz nieder.

Der 8. Mai muss endlich Gedenktag werden – auch in Schleswig-Holstein!

Am 8. Mai jährt sich das Ende des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkrieges in diesem Jahr zum 75. Mal. Und noch immer ist der 8. Mai in Schleswig-Holstein kein offizieller Gedenktag. Um auf diesen Misstand hinzuweisen, haben sich verschiedene Organisationen für die Petition “Der 8. Mai muss endlich Gedenktag werden – auch in Schleswig-Holstein” zusammengetan, um die Debatte wieder aufzunehmen. Unter anderem die Landesarbeitsgemeinschaft Gedenkstätten und Erinnerungsorte in Schleswig-Holstein. Dort engagiert sich Uta Körby. Wir haben mit ihr gesprochen.

Die Zerschlagung der Neumünsteraner Gewerkschaften 1933

Während auf der großen Maikundgebung – von Hitler zum “nationalen Tag der Arbeit” erklärt – keine Anzeichen von Spannungen zwischen NSDAP und Gewerkschaften bestanden, erstürmten am 2. Mai 1933 SA und Hilfspolizei das Gewerkschaftshaus in der Fabrikstraße 32. Sämtliches Vermögen wurde beschlagnahmt und Gewerkschaftsfunktionäre in “Schutzhaft” genommen. Ein kurzer Exkurs in die Geschichte Neumünsters.