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Fallada-Literaturpreis für Saša Stanišić — Lesung und Laudatio zum nachhören

Am Dienstagabend überreichte die Stadt Neumünster ihren Fallada-Literaturpreis zum 19. Mal. Diesmal ging der Preis an Saša Stanišić, der 1992 als Kind mit seinen Eltern aus Bosnien-Herzegowina nach Heidelberg kam. Er bekam den Fallada-Preis für seinen Prosa-Band mit dem Titel „Herkunft“. Die Jury begründete ihre Entscheidung wie folgt:

„Der Autor schickt in seinem autofiktionalen Text den Ich-Erzähler auf Expeditionen in den Erinnerungsschatz seiner Familie, der sich über drei Generationen hinweg bis in die Zeit des Zweiten Weltkriegs erstreckt. Dabei wird das am Buchanfang gesetzte Motiv der Demenz der Großmutter auf virtuose Weise verschränkt mit der Wiedererlangung, ja Rettung individueller historischer Erfahrung durch die Spurengänge des Erzählers in die Vergangenheit. Eine besondere Rolle spielen die Orte der familiären Wurzeln, die durch einen überbordenden Reichtum kultureller Facetten bis hin zu magischen Räumen verdichtet werden. Dies alles geschieht in einer offenen, wunderbar geschmeidigen Erzählform und einem spielerischen Sprachgestus, der die bitteren Momente migrantischer Erfahrung zärtlich und ohne billigen Trost aufbewahrt.“

Ihr hört hier hinein in unseren Mitschnitt der ebenso feierlichen wie auch unterhaltsamen Veranstaltung zur Preisübergabe an Saša Stanišić im Theater in der Stadthalle in Neumünster.
Zuerst hört Ihr den prämierten Autoren aus einem Kapitel seines Buches, dem über die „Aral-Literatur“ vortragen. Die Stadthalle war nahezu voll besetzt, und nicht wenige der mittelalten Besucher dürften sich beim Vortrag vielleicht an die Aral-Tankstelle von damals neben der seligen Melone erinnert haben oder vielleicht sogar zurück in die 1970er Jahre, als ein Kaffeeröster am Großflecken der Treffpunkt der örtlichen Jugend war. Aber alle kannten wohl selbst solche Treffpunkte, und kannten sogar selbst solche Clique, denn wie Ihr hören werdet, war das Publikum vom Vortrag begeistert.
Aber neben einer Lesung ist für eine Literaturpreisverleihung auch eine Laudatio zwingend. Die Laudatio für den Fallada-Preisträger hielt am Dienstag die Literaturwissenschaftlerin Dr. Daniela Strigl von der Universität Wien. Und auch in die Laudation könnt ihr hier hinein hören, und danach dann auch noch die Gegenrede zur Laudatio und zugleich auch die Dankesrede hören des Fallada-Preisträgers 2020, von Saša Stanišić.
Alles in allem, ihr werdet es hören, eroberte Saša Stanišić sein Publikum an diesem Abend mit seinem lebendigen, grundsymphatischen und humorvollen Auftritt.


Foto: Harald Krichel – Own work, CC BY-SA 4.0, Link



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